Jeder Mensch, jedes Team und jedes Unternehmen hat ein ungeahnt hohes Potenzial, das manchmal schon aufblitzt. Das ist eine der wichtigsten Grundhaltungen.
Führung im ambulanten Pflegedienst: Old Fashioned oder New Work?
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Bonus-Infos zu dieser Episode:
„Das habe ich den Mitarbeitern mal klar gemacht!“ Diesen Satz höre ich häufiger. Und dabei zucke ich immer ein wenig zusammen.
Eine Führungskraft, die diese Grundhaltung lebt
würde den Satz: „Das habe ich den Mitarbeitern mal klar gemacht!“ weder denken noch aussprechen!
Grundhaltungen Old Fashioned
Durch unsere Sprache, die Art, WAS wir WIE ausdrücken, werden unsere Grundhaltungen deutlich.
Es gibt noch weitere Sätze, die ich höre und die mich an das Verhalten von Leitungskräften aus den 70er Jahren erinnern:
- „Wir nehmen die Mitarbeiter an die Hand!“
- „Wir haben gesehen, dass Du Dich engagiert hast!“
- „Ich kontrolliere Eure Anwesenheitszeiten beim Pflegekunden!“
Sätze können Menschen klein machen!
Was haben die vier Beispielsätze von oben gemeinsam? Sie sprechen zwischen den Zeilen das Gefälle zwischen Leitung und Mitarbeiter*in aus.
- Ich groß, Du klein!
- Ich schlau, Du dumm!
- Ich mächtig, Du nicht! "Wir haben gesehen!" - Majestatis Pluralis = die Macht der Leitungskräfte haben Dich beobachtet und Dein Verhalten bewertet.
- Ich bin Big Brother und Dank der digitalen Tourenpläne kann ich Euch überwachen. Verlass Dich darauf, dass ich Dich fragen werde, warum Du so langsam bist!
Ich bin sicher, die Pflegedienstleitungen meinen das auch gar nicht so, wie ich das gerade interpretiert habe?!
Es wirkt aber genauso! Von oben nach unten!
Erst letzte Woche habe ich gesagt, dass mir das so vorkommt, wie Führung in den 70er Jahren. Die war geprägt durch diese Kriterien:
- Detaillierte Vorgabe der Arbeitsmethode,
- exakte Fixierung des Leistungsortes und des Leistungszeitpunktes,
- extrem detaillierte und zerlegte Arbeitsaufgaben,
- Einwegkommunikation mit festgelegten und engen Inhalten,
- detaillierte Zielvorgaben bei, für den Einzelnen, nicht erkennbarem Zusammenhang zum Unternehmensziel sowie
- externe (Qualitäts-)Kontrolle.
Zu welcher Grundhaltung tendierst Du?
Denkst Du eher,
- dass keiner es so gut kann wie Du, und Kontrolle besser ist als Vertrauen? oder
- bist Du davon überzeugt, dass in jedem ein ungeahnt hohes Potenzial steckt?
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Grundhaltungen New Work in der ambulanten Pflege
Mitarbeitende wollen beteiligt werden,
sich einbringen und ihren Beitrag dazu leisten, die Ziele des Pflegedienstes zu erreichen.
Jetzt, im 21. Jahrhundert haben sich die Arbeitswelt und vor allem die Einstellung der Mitarbeitenden zu ihrem Beruf verändert. Die wenigsten wollen genau gesagt bekommen, was sie wann zu tun haben. Viele wollen in ihrer Individualität wahrgenommen werden, einen Sinn in ihrer Arbeit sehen und wollen gerne dazu beitragen, die Ziele des Pflegedienstes zu erreichen.
In den beiden Interviews mit Rafaela Schmitt, kannst Du einige gute Ideen hören, wie es gelingt, durch die Beteiligung von Pflegekräften dem Personalmangel zu begegnen und die Arbeitsabläufe in einem Pflegeunternehmen zu verbessern.
Das Kriterium der externen Qualitätskontrolle wird es in der Pflege wohl auch in Zukunft geben. Die MDK–Prüfungen und die unfassbar vielen Verfahrensanweisungen, um dem Qualitätsmanagement zu genügen, werden auch weiter Bestandteil Deines Arbeitslebens sein.
Viele ambulante Pflegedienste machen das mit großem Erfolg. Interessanterweise haben genau diese auch kein Problem damit, Mitarbeiter*innen zu finden. Auch ist deren Krankheitsquote sehr niedrig. Hier einige Beispiele:
- Nathalie Müller: Personalmangel ist bei uns kein Thema.
- Verena Daus: Kennzahlen sind sexy
- Melanie Hedtfeld: Wir küren den Fehler des Monats
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New Work im ambulanten Pflegedienst
Denke und sprich ressourcenorientiert
"Sprich, damit ich Dich sehe!"
Das soll Sokrates schon gesagt haben und er meint damit, dass ich an der Art, wie Du sprichst, erkennen kann, welche Grundhaltung Du hast. Bist Du davon überzeugt, dass jeder Mensch ein ungeahnt hohes Potenzial hat, dann wirst Du lösungs- und ressourcenorientiert sprechen.
- Statt „Das muss ich Dir klar machen!“
besser „Lass uns einmal darüber reden, welche Verrichtungen zur kleinen Körperpflege gehören und wie sich die von der großen Körperpflege unterscheiden!“ - Statt „Wir nehmen die Mitarbeiter an die Hand!“
besser: „In der nächsten Dienstbesprechung erarbeiten wir gemeinsam, wie es uns gelingen kann, dass unsere Pflegekunden die richtigen Leistungen bekommen!“ - Statt: „Wir haben gesehen, dass Du Dich engagiert hast!“
besser: „Mein Eindruck war, dass Du an diesem Thema interessiert bist. Deshalb möchte ich Dich einladen, gemeinsam mit zwei, drei anderen Kolleg*innen, die wichtigsten Inhalte unseres Workshops so aufzubereiten, dass auch alle, die nicht dabei waren, davon profitieren. Was sagst Du dazu?“ - Statt: „Ich kontrolliere Eure Anwesenheitszeiten beim Pflegekunden!“
besser: "Ich analysiere Eure Anwesenheitszeiten beim Pflegekunden. Wenn mir auffällt, dass Du regelmäßig mehr Zeit als geplant brauchst, ist das für mich ein Zeichen dafür, dass der Pflegekunde einen höheren Bedarf hat. Darüber möchte ich dann mit Dir sprechen!“
Nächste Seite: Raus aus den 70er! Auf in die moderne Führungswelt der ambulanten Pflege!
Detaillierte Vorgabe der Arbeitsmethode
Expertenstandards und Verfahrensanweisungen sagen sehr genau, wie welche Verrichtung erbracht werden muss. Und trotzdem unterhalte ich mich jedes Mal darüber, dass unterschiedliche Pflegekräfte unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie was gemacht werden muss. Für mich ein Indiz, dass die QM-Ordner gut gefüllt sind, für den Austausch allerdings die Zeit fehlt.
Nimm Dir Zeit mit Deinem Team, um gemeinsam zu erarbeiten, was die einzelnen Leistungskomplexe beinhalten und vor allem, warum es sinnvoll ist, dass alle das gleiche Verständnis davon haben. Und wenn ich sage, nimm Dir Zeit, dann empfehle ich Dir, alle Informations-Punkte aus Deiner Dienstbesprechung zu verbannen und mit geeigneten Methoden Dein Team Ergebnisse und Ideen zu Themen, die alle umsetzen sollen, selbst erarbeiten zu lassen.
Exakte Fixierung des Leistungsortes und des Leistungszeitpunktes
Einverstanden, der Leistungsort für pflegereische Leistungen ist immer das Zuhause der Pflegekunden. Welche Aufgaben gibt es denn darüber hinaus für Deine Pflegekräfte, die gar nicht an den Leistungsort häusliches Umfeld der Pflegepersonen oder die Räume des ambulanten Pflegedienstes gebunden sind?
An Onlinekursen teilnehmen, Selbststudium, die Vorbereitung auf das nächste Teammeeting, die virtuelle Teilnahme an Dienstbesprechungen, die Dokumentation der 37.3 SGB XI Beratungsgespräche, das Erarbeiten von Projekten. Alles das kann, wenn das für Deine Pflegekräfte günstiger ist, von Zuhause aus erledigt werden. Im Kontext von New Work bedeutet das Vertrauensarbeit im "Homeoffice". Das Arbeiten im Homeoffice löst dann auch die exakte Fixierung des Leitungszeitpunktes auf! Für viele weibliche Pflegekräfte mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Familienmitgliedern ist diese flexible Art des Arbeitens ein ectes Argument für Euren Pflegedienst!
Noch eine Anmerkung zum LeistungsZEITPUNKT bei der pflegerischen Unterstützung
Natürlich ist es wichtig eine Zeit für die Tourenplanung zu hinterlegen, um dem Pflegekunden ein Zeitfenster nennen zu können, in dem er mit der Pflegekraft rechnen kann. Entscheidend dabei ist die gemeinsame IST-Analyse mit Deinen Pflegekräften, um feststellen zu können, ob mit dem Pflegekunden ein Beratungsgespräch geführt werden sollte, weil sich der Bedarf geändert hat.
Du siehst, ich habe den Fokus verändert.
Nächste Seite: Praxisbeispiel NEW WORK "Heimliche Leistungen verringern"
Detaillierte Zielvorgaben bei, für den Einzelnen, nicht erkennbarem Zusammenhang zum Unternehmensziel
Zu diesem Kriterium möchte ich ein konkretes Beispiel mit Dir teilen.
Zum Workshop „Heimliche Leistungen verringern“ stelle ich meinen Auftraggeber*innen einen Mustertext für die Einladung zur Verfügung. Warum mache ich das? Ich weiß, dass die Motivation des Teams diese Veranstaltung zu besuchen, unterirdisch schlecht ist. Weil fast jeder es nicht mit sich vereinbaren kann, jeden Handschlag, der für die meisten einfach dazugehört, extra aufführen zu müssen.
Da wir im Workshop nur fünf Stunden Zeit haben, um eine Veränderung der Einstellung zu erreichen, verspreche ich mir von dieser Einladung, dass die Motivation steigt, weil das Ziel, was nur gemeinsam erreicht werden kann, deutlich formuliert wird .
Hier der Text:
ANREDE Zur Stärkung warten schon ab 12:00 Uhr kleine Häppchen und Getränke auf Dich. Worum wird es gehen? Vielleicht wirst Du denken, dass dies ein langer Tag werden wird. Das stimmt! Wir arbeiten nämlich in kleinen Gruppen im selben Raum und werden voneinander lernen und gemeinsam Ideen und Lösungen erarbeiten. Inhaltlich geht es darum, wie jeder mit der eigenen individuellen Sprache kompetent und sympathisch Pflegekunden auf die sogenannten Gefälligkeitsleistungen ansprechen kann. Damit wir, die Leitungskräfte, bei Bedarf den Vertrag anpassen können. Wir laden Dich ein, weil wir glauben, dass wir nur gemeinsam daran arbeiten können, dass
Wir freuen uns sehr auf unsere gemeinsame Arbeit und den Austausch. |
Extrem detaillierte und zerlegte Arbeitsaufgaben
Das ist ein Beispiel für eine zerlegte Arbeitsaufgabe ohne Nennung des Ziels oder der Aussage, warum der Workshop für den Pflegedienst zieldienlich ist.
Ergebnis? Einige
- bekommen plötzlich und unerwartet eine Krankheit,
- haben unaufschiebbare Termine oder
- sitzen mit einer unbewegten Mine im Raum und ich kann förmlich die Gedankenblasen sehen, in denen steht: "Das wird auch vorübergehen!"
Zum Glück gibt es vor dem Workshop immer ein Leitungsmeeting. Mit vereinten Kräften gelingt es uns, dass die Teilnehmenden am Ende hochmotiviert und inspiriert den Raum verlassen und gar nicht gemerkt haben, wie schnell die Zeit vergangen ist. Immer wieder bestätigt sich meine unverrückbare Grundhaltung: Jedes Team, jeder Mensch, jede Organisation hat ein ungeahntes Potenzial!
Einwegkommunikation mit festgelegten und engen Inhalten
Wie erreichen wir das oben geschilderte positive Ergebnis?
In drei Gruppenarbeiten erarbeiten die Teams selbst die Auswirkungen, die es hat, wenn mehr oder andere Leistungen erbracht werden, als im Vertrag vereinbart sind und formulieren ihre eigenen Sätze, wenn sie mal wieder gefragt werden: "Schwester Claudia, können Sie mir noch eben schnell die Fliesen im Bad abziehen?" Nutze die wertvolle Zeit, die Du gemeinsam mit Deinen Pflegeteams hast, um einen Dialog und keine Einwegkommunikation zu gestalten!
- Vielleicht hast Du gedacht, dass fünf Stunden ganz schön lang sind, stimmt das?
- Sind Deine Dienstbesprechungen kürzer?
- Hast Du den höchsten Redeanteil in den Dienstbesprechungen?
- Dienen die meisten Tagesordnungspunkte ausschließlich der Information?
- Ist immer nur ein Teil Deines Teams körperlich und geistig anwesend?
- Handelt es sich etwa um Einwegkommunikation mit festgelegten und engen Inhalten?
Wie oft hast Du mit „Ja“ geantwortet?
Praktische Tipps zum Thema "Dienstbesprechungen" findest Du in dieser IMPULSE-Kategorie!
Jetzt wünsche ich Dir ganz viele gute Ergebnisse bei Deiner NEW WORK Führungsarbeit in der ambulanten Pflege!
Deine Claudia