Mut und Selbstbewusstsein im ambulanten Pflegedienst

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Marlis Lamers und Bettina Schöbitz im Interview: „Besser agieren als reagiert zu werden.“

Mit Bettina Schöbitz und Marlis Lamers habe ich darüber gesprochen, wieso Rückschläge zu einem stärkeren Selbstbewusstsein führen können. Beide hatten für den 08. März 2019 die Veranstaltung MUTmacherTag geplant. Diese hat dann nicht stattgefunden. In ihrer Podcast-Episode erzählt Bettina nun, wie es dazu kam. Damit hat sie an ihrem eigenen Beispiel gezeigt, dass Scheitern auch Chancen bietet. 

 

Mut und Selbstbewusstsein im ambulanten Pflegedienst

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Bonus-Infos zu dieser Episode:

 

Warum es den MUTmacherTag nicht gegeben hat 

05. April 2019: Eine Geschichte des Scheiterns von Bettina Schöbitz.

 

Über diese Fragen haben wir im Januar 2019 gesprochen

  1. Was haben Mut und Selbstbewusstsein miteinander zu tun?
  2. Wie kann aus Rückschlägen Selbstbewusstsein entstehen?
  3. Warum tun wir uns so schwer, auf die eigene Leitung stolz zu sein?
  4. Wie gehe ich damit um, wenn die Geschäftsführung meine innovativen Ideen kritisiert?
  5. Was würden Bettina und Marlis sofort verändern, wenn sie alle Macht der Welt hätten?

 

Was haben Mut und Selbstbewusstsein miteinander zu tun?

Um selbstbewusst aufzutreten braucht es Mut sich verletzlich und authentisch zu zeigen. Das ist für viele Leute schon die größte Herausforderung. Bettinas Credo:

 

Du bringst es dann im Leben zu etwas, wenn du DICH lebst. Völlig unabhängig davon, was andere über Dich denken!

 

Story: Wenn man es anderen immer recht machen willQuelle: Artur Lassen: Heute ist mein bester Tag Wenn man es anderen immer recht machen will

Du kannst es immer verkehrt machen, also folge deinem Weg, so, wie es dir dabei gut geht. Dann hast Du mehr Selbstbewusstsein.

 

 

 

 

 

 

Selbstbewusstsein heißt: Sich selbst darüber im Klaren sein, was ich kann und was ich nicht kann; was ich will und was ich nicht will!

 

Es gibt in der Pflege so viele wundervolle Menschen mit Ideen, die sich äußeren Zwängen unterwerfen müssen und nicht die Entwicklung weiterführen können.

Marlis Lamers: „Seid mutig und zeigt eure Ideen. Dann könnt Ihr gegenüber Euren Vorgesetzten und im Team-Meeting ganz anders auftreten und zeigen, dass ihr echte Führungskräfte seid, an denen sich andere reiben können. Aber auch Vorbild dafür sein, Themen einmal ganz unorthodox anzugehen!“

 

Mit dem Mut kommt das Selbstbewusstsein!

 

Wie kann aus Rückschlägen Selbstbewusstsein entstehen?

Beispiel: Eine PDL möchte ausprobieren, dass die Pflegetouren von ihrem Team geplant werden. Sie bespricht diese Idee mit ihrer Vorgesetzten, die von diesem Vorschlag nicht begeistert ist und erwartet, dass die Pflegedienstleistung die Touren plant. So, wie es schon immer gemacht wurde.

Inwiefern stärkt dieses Erlebnis das Selbstbewusstsein der Pflegedienstleitung?

Marlis Lamers: „Erst einmal ist der PDL wahrscheinlich wieder bewusst geworden, dass ihr in vielen Situationen die Hände gebunden sind. Aus dem Widerstand der Vorgesetzten heraus können unwahrscheinliche Kräfte entwickelt werden, die einem vorher gar nicht bewusst waren. Wenn der PDL das Thema wirklich am Herzen liegt, wird sie Wege finden, die Idee in kleinen Schritten zu verwirklichen.“

Tipps:

  1. Im Vorfeld schon einmal ein Test-Projekt im kleinen Kreis durchführen und damit Belege und Erfahrungen sammeln.
  2. Immer schon Ideen für die Umsetzung zum Entscheidungsgespräch mitnehmen.
  3. Möglichst auch eine Alternativ-Lösung (Plan B) in der Tasche haben, damit die Entscheidung nicht zwischen „Ja“ oder „Nein“ sondern zwischen „A“ oder „B“ getroffen werden kann.

 

Wenn ich mit einer Idee scheitere: Aufstehen, Krönchen richten und weiter machen! 

 

Bettina Schöbitz: „Das bedeutet ja auch, den Glauben an sich selbst nicht zu verlieren! Wir leben in einer Welt, in der wir glauben, den Mitarbeiter kontrollieren zu müssen. Wenn ich selbstbewusst und mutig ins Vertrauen gegenüber den Mitarbeitern gehen, dann entwickelt sich ganz viel Kraft und Dynamik im Team. Die Mitarbeiter/innen fühlen sich nämlich dadurch gesehen und wertgeschätzt. Sie tragen dann gerne mit ihrem Spezialwissen über die Pflegekunden dazu bei, dass die Touren für alle beteiligten besser geplant werden können.“

Bettina Schöbitz: „Es wird immer wieder Situationen geben, in denen wir scheitern. Doch ohne Scheitern gibt es kein Wachstum. Scheitern ist mein Freund! Erst wenn ich das Risiko des Scheiterns in Kauf nehme, kann ich Themen, die mir am Herzen liegen, auch langfristig realisieren.“

 

Je mehr mir ein Thema am Herzen liegt, desto mutiger kann ich sein!
 

Selbst wenn eine Idee nicht funktioniert, kann ich stolz darauf sein, es ausprobiert zu haben. Auch diese Haltung stärkt das Selbstbewusstsein! Wichtig ist auch, zu denken oder zu sagen, dass es NOCH nicht funktioniert hat. Durch dieses kleine Wörtchen NOCH entsteht wieder Motivation, am Thema dran zu bleiben und andere Wege zu suchen.

 

Umwege erhöhen die Ortskenntnis! 

 

Marlis Lamers: „Auf dem Weg, das Projekt anders anzugehen, kann auch eine ganz neue Lösung entstehen, die sich im Tun entwickelt. Das Wichtigste ist, erst einmal los zu gehen und sich ein Ziel zu setzen!“

Warum tun wir uns so schwer, auf eine eigene Leitung stolz zu sein?

Marlis Lamers: „Das kommt durch unsere Sozialisation in der westlichen Hemisphäre. Stolz gilt als eine schlechte Emotion und wird mit Arroganz gleichgestellt.“

Stolz sein bedeutet für Marlis Lamers:

Die Selbstwahrnehmung ist deutlich ausbaufähig und darf nicht minimiert unter einer Käseglocke stehen. Wir dürfen nach außen gehen und strahlen!

 

Selbst wenn kein außergewöhnliches Projekt realisiert wurde, sondern die Aufgaben des Tages gut erledigt wurden, ist das ein Grund sich selbst und seine Arbeit zu würdigen!

 

Bettina Schöbitz:Tue Gutes und rede darüber! Auch ein Chef muss geführt werden! Er hat nicht nur die Aufgabe den ganzen Tag zu beobachten, was genau Du tust. Also macht es Sinn immer mal wieder zu erzählen, woran Du arbeitest und was Du geschafft hast!“

Dadurch entsteht mehr Vertrauen und die Chance ist hoch, dass der Pflegedienstleitung auch mehr Verantwortung übertragen wird.

Bettina Schöbitz: „In der Hoffnung zu verharren, dass gesehen wird, was ich getan habe, ist eine Art von Opferhaltung. Ich lasse es geschehen und warte darauf, dass andere aktiv werden!“

 

Geh aktiv mit Deinen Ideen in Vorleistung und warte nicht darauf, dass andere entscheiden, wie Du Deinen Job zu tun hast.

 

Die Arbeitsverdichtung in Leitungsfunktionen der ambulanten Pflege ist sehr hoch. Manche jammern und stöhnen darüber und versuchen das Hamsterrad noch schneller zu drehen.

Tipps:

Wie gehe ich damit um, wenn die Geschäftsführung meine innovativen Ideen kritisiert?

Marlis Lamers: „Zuerst einmal hinterfragen, warum die Idee kritisiert wird. Entweder sind sie selbst nicht auf die Idee gekommen oder es sind Menschen, die vor Veränderung Angst haben. Es macht Sinn mehrere Ideen anzubieten und gleich den Nutzen dieser Ideen zu präsentieren. Zum Beispiel, welcher finanzieller Nutzen dahintersteht, wenn der Krankenstand niedriger ist, die Touren einfacher geplant werden können, wenn Menschen mit viel mehr Spaß arbeiten!“

 

Wenn jemand anderes über Deine Idee entscheiden soll, erkläre den Nutzen, den Deine Idee für den Pflegedienst hat.

 

Auch kleine Schräubchen, an denen wir drehen, sind wichtig. Das sollten wir uns selbst bewusst machen.

Was würdest Du sofort verändern, wenn Du alle Macht der Welt hättest?

Marlis Lamers: "Das Menschen wieder mehr gesehen werden. Pflegekräfte eine andere Anerkennung bekommen, auch pekuniär. Pflege komplett umkrempeln: Weg von der Dokumentationsflut, wieder hin zu herzbasiertem Arbeiten, wo es darum geht, Menschen zu begleiten, die in Ausnahmesituationen sind. Ich wünsche mir, dass Pflegekräfte mehr Mut beweisen und mit breiter Brust auftreten."

Bettina Schöbitz: "Menschen ermutigen eigene Haltung zu sich selbst und zu anderen in Frage zu stellen. Das wir beginnen, uns selbst zu beobachten um zu erkennen, wie mein Verhalten auf andere Menschen wirkt. Uns gestatten, die Menschen zu sein, die wir in Wirklichkeit sind. Was voraussetzt, dass wir anderen gegenüber toleranter auftreten und lernen sie zu nehmen, wie sie sind. Das ist eine Frage der inneren Haltung des Respekts gegenüber anderen Lebenweisen. Dann würden sich ganz viele Fragen in Richtung Burnout, Selbstbewusstsein erledigen, weil jeder einfach sein darf."

Zusammenfassung

  1. Um selbstbewusst aufzutreten braucht es Mut, sich verletzlich und authentisch zu zeigen.
  2. Selbstbewusstsein heißt: Sich darüber im Klaren sein, was man kann und was nicht; was man will und was nicht!
  3. Du kannst Themen, die Dir am Herzen liegen, voranbringen, wenn Du Dich unabhängig davon machst, was andere über Dich denken.
  4. Je mehr Dir ein Thema am Herzen liegt, desto mutiger kannst Du sein!
  5. Mit dem Mut kommt das Selbstbewusstsein!
  6. Wenn Du mit einer Idee scheiterst, steh auf, richte Dein Krönchen und mach weiter.
  7. Umwege erhöhen die Ortskenntnis!
  8. Selbst wenn kein außergewöhnliches Projekt realisiert wurde, sondern die Aufgaben des Tages gut erledigt wurden, ist das ein Grund sich selbst und seine Arbeit zu würdigen!
  9. Die Aufgabe des Chefs ist es nicht, den ganzen Tag zu beobachten, was genau Du tust. Also macht es Sinn immer mal wieder zu erzählen, woran Du arbeitest und was Du geschafft hast!“
  10. Wenn jemand anderes über Deine Idee entscheiden soll, erkläre den Nutzen, den Deine Idee für den Pflegedienst hat.
  11. Geh aktiv mit Deinen Ideen in Vorleistung und warte nicht darauf, dass andere entscheiden, wie Du Deinen Job zu tun hast.

 

Marlis LamersMarlis Lamers

Bettina SchöbitzBettina Schöbitz


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Liebe Grüße von Claudia,

Claudia Henrichs