Reform der Pflegeberatung nach § 7a: Ausbildung und Praxis - Was ist wirklich neu, was bringt mehr Qualität?
Marcello Ciarrettino ist gesundheitswissenschaftlicher Leiter von WDS.care. Die WDS GmbH beschäftigt 40 Vollzeitberater in ganz Deutschland und führt rund 30.000 Hausbesuche pro Jahr durch.
Marcello Ciarrettino zeigt in seinem Vortrag die Zielsetzungen auf, die mit den neuen Pflegeberatungs-Richtlinien des GKV-Spitzenverbands zur einheitlichen Gestaltung und Durchführung der Pflegeberatung nach § 7a des SGB XI verfolgt werden.
Er erörtert ebenso die Fragestellung, was zur Verbesserung der Qualität beitragen soll, hinsichtlich der Kriterien:
- erforderlichen Anzahl,
- Qualifikation und
- Fortbildung von Pflegeberaterinnen und Pflegeberatern nach § 7a SGB XI.
Marcellos Vortrag wurde am Kongresstag live aufgenommen und ich finde ihn sowohl informativ als auch sehr lebendig. Schau ihn Dir selbst einmal an.
Evaluation der Beratungsstrukturen
Was ich darüber hinaus noch sehr spannend fand, ist die Information, wie die Pflegeberatung und die Pflegeberatungsstrukturen evaluiert werden.
Erinnerst Du Dich? Schon im PSG II steht, dass der Spitzenverband Bund der Pflegekassen, dem Bundesgesundheitsministerium alle drei Jahre, erstmals zum 30 Juni 2020 einen Bericht vorlegen muss. In diesem Bericht sollen Stärken und Defizite der Beratungen in der eigenen Häuslichkeit dokumentiert werden.
Dafür wurde das Forschungsinstitut IGES GmbH beauftragt. IGES hat 29 zufällig ausgewählte Bezirke und Landkreise ausgewählt, in denen Fokusgruppen stattfinden. Zu diesen Fokusgruppen werden Pflegeberater eingeladen. Im Video ab Minute 33 fordert Marcello Ciarrettino auf, Kontakt zu IGES aufzunehmen, um eine Einladung zu einer Fokusgruppe zu erhalten. Die Leiterin des Projektes heißt Dr. Julia Wolff. Die Mailadresse lautet: pflegeberatung (at)iges.com.
Die nächsten Termine: Januar 2019 in Rostock und Cottbus sowie Februar 2019 in Leipzig.
Ich finde es sehr wichtig, dass Du dabei bist. Denn der Evaluationsbogen benennt in der Einleitung zwar die Beratung nach § 7a SGB XI UND 37.3. Doch im weiteren Text geht es ausschließlich um die Pflegeberatung nach § 7a. Das hat mich etwas irritiert. Den Evaluationsbogen kannst Du Dir hier herunterladen.
Digitale Pflegeberatung 4.0: Digitale Hilfen zur Unterstützung und Organisation des Beratungsprozesses
Hendrik Dohmeyer, Betreiber der Webseiten Pflege-Dschungel und Entlastungsbudget und Mitinitiator vom Tag der Pflegeberatung, zeigte in seinem Vortrag eine Übersicht der derzeit am Markt verfügbaren digitalen Unterstützungstools für die Pflegeberatung auf. Ich fand es sehr spannend zu sehen, wie Organisations- und Analysetools den beruflichen Alltag der Pflegeberater/innen erleichtern können.
Wie moderne
- Pflegegrad-Rechner,
- Pflegebudget-Rechner und
- automatisierte Antragshilfen
die Impulsberatung in eine kontinuierliche Pflegekundenbeziehung verwandeln kann, wird an Beispielen anschaulich dargestellt
Ab dem 18. Januar wird der Pflegegradrechner auf der Seite Pflege-Dschungel zur Verfügung stehen. Schau Dir auf jeden Fall einmal die Seite Pflegegrad an. Besser aufbereitete Informationen zum Begutachtungsassessment/NBA und den Pflegegraden habe ich im Netz noch nicht gefunden.
Wenn Du Dich für das Thema Digitale Tools für die Pflegeberatung interessierst, dann empfehle ich Dir auf jeden Fall die PDF-Datei von Hendrik Dohmeyer und das Video zu der QUOVERO Software für die Pflegeberatung.
„VIDEO KILLED THE RADIO STAR“
Digitale Pflegeberatung 4.0: Sind Online-Angebote die Totengräber der klassischen Pflegeberatung?
Digital ging es in zweifacher Hinsicht auf dem Kongress Tag der Pflegeberatung weiter. Zum einen waren Florian Kropp und Monika Feil live ins Plenum zugeschaltet. Und zum anderen bieten beide mit ihren Organisationen Training bzw. Beratung online an.
Florian Kropp ist Projektmanager bei Töchter & Söhne, der Gesellschaft für digitale Helfer mbH.
Die Geschäftsführer Thilo Veil und Dr. Florian Caspari glauben, dass viele Menschen ihre Angehörigen pflegen möchten, aber an den Hürden des Alltags scheitern. Diesen Menschen zu helfen ist die treibende Idee hinter Töchter & Söhne.
Über das Internet und App-Stores werden digitale Services angeboten, die erklären, wie Pflege funktioniert. Zu den Kunden von Töchter & Söhne gehören insbesondere Kranken- und Pflegekassen sowie Selbsthilfeverbände.
Auf ihrer Online-Plattform Curendo kannst Du Dir Online-Pflegekurse für die Pflege Angehöriger ansehen.
Monika Feil, vom Institut für E-Beratung der TH Nürnberg stellte uns Ihr Projekt Onlineberatung für pflegende Angehörige insbesondere demenziell Erkrankter vor. Anonym, kostenfrei und datensicher bietet das Projekt Beratung und Unterstützung rund um die Uhr. Beide Projekte fand ich sehr sehr spannend! Spontan fiel mir dazu das Sprichwort ein:
Aus meiner Sicht wird die persönliche Beratung von Angesicht zu Angesicht immer noch die beste Variante sein. Doch nur dann, wenn sie qualifiziert, empathisch und auf Augenhöhe durchgeführt wird. Ist das nicht der Fall, werden internetaffine Menschen im Netz mit allem bedient, was sie brauchen.
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