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Aktivcamp PFLEGE - Themen & Ideen | Teil1

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Wenn eine Idee nicht zuerst absurd erscheint, taugt sie nichts

Am 27. Oktober 2017 trafen sich im Betahaus in Berlin-Kreuzberg Menschen aus allen Bereichen der Pflege und diskutierten auf Augenhöhe. Es gab keinen Unterschied zwischen Podium und Publikum, denn Lösungen in der Pflege sind nur möglich, wenn wir anerkennen, dass jeder einzelne ein Experte oder eine Expertin ist. Das ist die Grundannahme des Aktivcamps.

Aktivcamp PFLGE - Themen & Ideen | Teil 1

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Bonus-Infos zu dieser Episode | weitere Links findest Du im Beitrag eingebettet

 

Die 8 Themen im Überblick

Die Themen im ersten Zeitfenster

  • Wie geht gute Ausbildung in der Pflege?
    Die Frage stellt Holger Schedl, Kreisgeschäftsführer Bayrisches Rotes Kreuz
  • Demenzfreundlich, wie geht das denn?
    Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger erzählt von Initiativen aus Österreich
  • Braucht es eine Veränderung im Rollenverständnis Führender?
    Diese Frage habe ich gestellt 

Weil die drei Themen in parallelen Sessions diskutiert wurden, kann ich zu den ersten beiden Themen nur kurz erzählen, was ich aus der Ergebnispräsentation mitgenommen habe und was durch die Sketchnotes von Sonja Kröll mir wieder in Erinnerung kommt.

 

Die Themen im zweiten Zeitfenster

  • Nicht Quatschen sondern TUN!
    Dafür plädiert Andreas Klein, einer der Geschäftsführer der Careteam GmbH aus Düsseldorf. Die Careteam GmbH findest Du auch im Netz auf der Seite "Auf Augenhöhe" sowie auf FB und im Internet als Pflege-Blogger. Ohne zu quatschen hat das die Careteam GmbH einige Ansätze des Buurtzorg-Modells auf ihr Unternehmen übertragen.
  • Wissenstransfer – Fachlichkeit stärken! Wie? Wann? und Was?
    Zu diesem Thema stellte Judith Ebel, Pflegewissenschaftliche Beratung im Gesundheitswesen ihre App Supernurse vor.
  • Selbststeuerende Teams.
    Uta Kirchner, Geschäftsführerin des Pflegeunternehmens care4me in Berlin erzählte von ihren Erfahrungen. Denn sie lebt das Modell der selbststeuernden Teams in ihrem ambulanten Pflegedienst

 

Die Themen im dritten Zeitfenster

  • Wie sieht der ideale Arbeitsplatz in der ambulanten kiezorientierten Pflege aus?
    Zu dieser Frage sammelte Uta Kirchner ganz viele Ideen.
  • Storytelling, oder wie ich Blogs, Social Media & Co nutzen kann, um Themen, die mir wichtig sind, in die Öffentlichkeit zu bringen.
    Pflegebloggerin Kati Borngräber, erzählt, wie es geht und welche Zielgruppe auf welcher Plattform angesprochen werden kann.

 

In der Anmoderation forderte Elisabeth Scharfenberg uns auf, von der Problemschilderung zu Lösungen zu kommen und mindestens 5 Ideen aus der jeweiligen Session mitzunehmen. 

 

Wie geht gute Ausbildung in der Pflege? 

Meine Erinnerungen aus der Präsentation von Holger Schedl:

  • Die Ausgangsfrage lautet, ob Schule und Praxis zusammenarbeiten?
  • Nach der Ausbildung ist oft zu wenig fachkraft-Kenntnis vorhanden
  • Die ehemaligen Azubis müssen sofort an die Front und lernen dann wie Fachkraft geht.
  • Es kommt zu Hilflosigkeit bei Situationen mit und in der Pflege
  • Kritik kann oft nicht geäußert werden, ohne zu befürchten, negative Konsequenzen zu erfahren.

 

Ideen:

  • Pflegevisiten
    während der Ausbildung um die praktische Fachqualität zu stärken.
  • Zwischenprüfung
    einführen, um frühzeitig besser unterstützen und begleiten zu können.
  • Nach der Ausbildung in die Pflegekammer eintreten.
  • Attraktive Gehälter auch schon in der Ausbildung.
  • Psychosoziale Begleitung
    um mit Krisensituationen besser zurecht zu kommen. Das kann ein Ausbildungskoordinator sein. Holger Schedl sagt, das dies fast noch wichtiger sei, als der Praxisanleiter.
  • Eine Möglichkeit im Betrieb schaffen, Kritik üben zu können, ohne einen Kollegen „an die Wand zu fahren“.

 

Demenzfreundlich, wie geht das denn?

Meine Erinnerungen aus der Präsentation von Birgit Meinhard-Schiebel:

Die Ausgangsfrage lautet:

„Was tun, wenn Menschen dement werden?“

Das Ziel ist:

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

Beeindruckt hat mich Österreichs Beispiel zur Frage, „Woran erkennt man demente Menschen?“

Wie zum Beispiel weiß denn ein Kaufhausdetektiv, ob es sich um einen Dieb handelt, der im Kleiderständer kruschelt oder um einen dementen Menschen?

Die Antwort lautet:

Das Wissen über Demenz muss in die Gesellschaft.

 

  • In Österreich wird jeden Tag kurz vor den 20:00 Uhr Nachrichten  ein Spot über demente Menschen ausgestrahlt. Dadurch kommt das Thema in jedes Wohnzimmer und die Distanz verringert sich.
  • Polizei und andere öffentliche Einrichtungen werden zum Thema geschult.
  • Die Ärzte werden im Rahmen der Kammerarbeit zu dem Thema sensibilisiert.
  • Auch bei der Weiterbildung von Pflegekräften ist Demenz ein obligatorisches Thema.

Birgit Meinhard-Schiebel hat auf der Blogseite von Elisabeth Scharfenberg einen wunderbaren Artikel zum Thema „demenzfreundlich werden“ geschrieben. Bitte lesen, denn sie kann das Thema viel besser rüberbringen als ich!

 

Braucht es eine Veränderung im Rollenverständnis Führender?

Die 60 Minuten für diese Frage sind wie im Flug vorbeigegangen und mein erstes Fazit war: „Wenn wir diese Frage in so kurzer Zeit hätten befriedigend beantworten können, würden wir für einen Nobelpreis nominiert“

Auf meine Einstiegsfrage: „Brauchen wir eine Veränderung im Rollenverständnis von Führung?“, kam spontan und sofort aus der Runde ein „Ja!“

Und dann sprudelten die Wortbeiträge, Ideen und Gedanken wie eine Wasserquelle. Ich habe hier alle Nennungen, so, wie ich sie mitgeschrieben habe, thematisch sortiert.

Selbstverständnis

  • Ich als Führungskraft kann nur so gut sein, wie mein Team ist. 
  • Wohlfühlen im Team ist wichtig, um es auch nach außen weitergeben zu können.
  • Es muss Spaß machen, zur Arbeit zu gehen
  • Mitarbeiter mitnehmen
  • Wir sitzen alle in einem Boot
  • Führung gibt einen Rahmen und bietet Erfahrungsmöglichkeiten
  • Führen heißt, sich selbst führen können
  • Führung hat Fachkompetenz, Kommunikationskompetenz, Entscheidungskompetenz und übernimmt Verantwortung.

Realitätsbeschreibungen

  • Führungskräfte haben zu viele Rollen
  • Beispiel: In einem Pflegeunternehmen rotieren die Leitungskräfte alle zwei Jahre mit dem Ergebnis, dass, wenn Person x kommt, alle stöhnen. 
  • Frage, wenn das allgemein bekannt ist, warum keine Begleitung und Qualifizierung der Person x? 
  • Private und kommunale Pflegeunternehmen sind unterschiedlich
  • Managementmethoden helfen nicht weiter

 

Fragen

  • Brauchen Mitarbeiter Rahmen?
  • Muss ich jemanden führen?
  • Wer definiert die Rolle?
  • Hierarchie, ist das negativ?
  • Was brauchen wir anders?

Wozu soll Führung dienen?

  • Führen wozu und wohin? Da will ich hin! Was ist das "da"?
  • Wofür gibt es unsere Firma? Unser Sinn? Unser Zweck?
    Zu dieser Frage gibt es einen wunderbaren Ted Talk von Simon Sinek: Start with why"
    Gerade während ich diesen Text schreibe, erreicht mich eine Mail von einem Pflegedienstleiter. Er schreibt: „Und vor allem  „start with wy!“ Ich habe das mal im Team erklärt und aufgezeigt. Gerade die jungen Mitarbeiter/innen lechzen förmlich nach genau so einer Art des Arbeitens.“
  • Wie ist die Philosophie des Hauses?
  • Was ist Führung? Wozu dient Führung? Wird diese Frage im Sinne des Unternehmens oder der Werthaltung von einzelnen Person beantwortet?
  • Verantwortung übernehmen für was?

Paradigmenwechsel

  • Mut haben, den Mitarbeitern zu vertrauen
  • Auch andere, als klassische Wege gehen
  • Auch Scheitern ist okay
  • Auch Mitarbeiter führen sich selbst 
  • Ja, weil auch Führungskräfte Angestellte der Bewohner sind
  • Pflegekräfte befähigen, dass sie so selbstbewusst auftreten und sagen, was sie anders haben wollen. Dabei wurde die Gefahr gesehen, dass die Forderungen (Ideen) zu hoch oder zu unrealistisch ausfallen könnten.
    Mein Einschub: „Wenn eine Idee nicht zuerst absurd erscheint, taugt sie nichts“ von Albert Einstein
  • Gemeinsames Verständnis dafür, wo wir hin wollen
  • alle müssen hinter dem Unternehmen stehen
  • Mein Einschub: Unterschied Unternehmenskultur und Unternehmensphilosophie. Kultur wird gelebt und Philosophie steht im Leitbild.

Individuelle Lösungsideen aus der Runde:

  • Ich werde reflektieren, an welcher Stelle ich wachsen will
  • Führung nicht als Rolle verstehen sondern als Prozess
  • Führen kann nur der, der sich selbst führen kann
  • Jedes Unternehmen bekommt die Führungskräfte, die es verdient
  • Führungskräfte müssen sich regelmäßig reflektieren um zu verstehen, welche Auswirkungen ihr Verhalten hat
  • ich definiere für mich:
    • wo bin ich?
    • wann werde ich geführt und
    • wo führe ich selbst
  • Ich werde auch mal NEIN sagen
  • Ich werde meine Glaubenssätze hinterfragen

 

Fabrice Wendt, examinierte Pflegefachkraft , schreibt in seinem FB-Post zu unserer Session:

 Ich finde, besser kann man es nicht ausdrücken. Danke dafür, Fabrice!

 

Mein Fazit

Die kürzeste Definition von Führung lautet:  Gemeinsam mit einem Team Ziele erreichen

Und das gelingt nur, je klarer das gemeinsame Verständnis darüber ist, wofür es das Pflegeunternehmen gibt. Was ist sein Zweck in der Gesellschaft.

Wenn das gelingt, bestimmt nämlich nicht mehr das individuelle Wertsystem der einzelnen Führungsperson die Ausgestaltung der Führungsrolle sondern die Unternehmenskultur.

 

Eine Frage aus dem Bewerbungsprozess von Buurtzorg lässt deutlich erkennen, dass Buurtzorg den Sinn des Pflegeunternehmens deutlich kommuniziert:

"Mit welchen einzigartigen Talenten und Fähigkeiten können Sie dazu beitragen, dass wir alten und kranken Menschen ermöglichen ein selbstständiges und sinnvolles Leben zu führen."

Mehr dazu in meinem Gastbeitrag "Pflege braucht Menschen, die ihrem Team mehr zutrauen" auf der Webseite vom Team Scharfenberg.

 

Das waren meine inhaltlichen Eindrücke von den ersten Themen-Sessions. 

Jetzt erst einmal liebe Grüße an Dich von mir

Claudia, Claudia Henrichs

 

 


Mach mit bei meinem Motto: Miteinander teilen, voneinander profitieren, gemeinsam wachsen!

 

 

 

 

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