"Ich würde mich immer wieder genau so entscheiden!"
Interview mit Janosch Stratemann, Koordinierender Betreuungsassistent bei Bethel ambulant, Pflege- und Betreuungsdienst in Bielefeld.
In einen guten wirtschaftlichen Bereich kommt man nur, wenn man vom Kunden aus denkt.
Wenn Du magst, abonniere den Podcast auch bei iTunes oder such Dir hier eine Podcast-App für Dein Android oder Nokia Smartphone aus
Bonus-Infos zu dieser Episode
Janosch hat sich mit 30 Jahren für die Arbeit in der ambulanten Pflege entschieden und hatte durchaus andere Optionen im Arbeitsleben. Als wir uns das erste Mal trafen sagte er zu mir:
„Ich bin mit Begeisterung dabei und würde mich immer wieder so entscheiden!“
Das hat mich überrascht. Denn häufiger bekomme ich von den mühsamen Rahmenbedingungen erzählt. Zu viel Stress, zu wenig Gehalt, zu viele Veränderungen und zu wenig Zeit für die Pflegekunden.
Also habe ich Janosch gefragt, warum er sich für die Pflege entschieden hat und was die anhaltende Begeisterung ausmacht.
Hier findest Du einige Sätze aus unserem Gespräch
Was Pflegekunden zur Begeisterung beitragen
- Positives Feedback ist das Beste, was man im Beruf haben kann. Der PC in der Verwaltung sagt am Ende des Tages nicht „Dankeschön!“ und er lächelt mich auch nicht an.
Wie Leitung zur Begeisterung beiträgt
- Ich werde meinem Typ und meiner Art entsprechend eingesetzt. Wichtig ist, wie ich den Menschen am meisten bringen kann.
- Wenn es Irritationen gibt, sind Fragen erwünscht und wir bekommen nachvollziehbare Begründungen
- Wir haben eine offene und ehrliche Gesprächskultur. Die Mitarbeitenden werden so respektiert, wie sie sind.
- Wertschätzung der Person gegenüber die die Arbeit an der Basis macht und
- wissen, warum die Person hier im Pflegedienst arbeitet. Wissen, was sie antreibt diesen Beruf auszuüben.Was haben beide gemeinsam?
Welche Auswirkung die eigene Einstellung auf die Begeisterung hat
- In meinem Beruf geht es um die essenziellen Bedürfnisse des Lebens
- Bedürfnisse wahrnehmen, aufgreifen und in etwas Positives umwandeln
Selbstverantwortung begeistert und führt zu Organisationsverantwortung
- Wenn meine 45 Minuten vor Ort vorbei sind, und der betreuten Person geht es schlecht, dann entscheide ich selbstständig noch weitere 5 Minuten zu bleiben.
- Im Betrieb erkläre ich mein Verhalten und wenn der Grund nachvollziehbar ist, wird meine Entscheidung akzeptiert.
- In einer offenen und ehrlichen Kultur kommt es nicht zu Ausnutzung. Wir haben einen Blick für unseren Vorgesetzten und wissen, was dieser kostentechnisch rechtfertigen muss.
Welche Rolle das Team bei der Begeisterung hat
- Wir haben eine offene Kultur, und sprechen darüber, wer aus dem Team das Maximale beim Kunden leisten kann um ihm den größten Mehrwert zu bringen.
Welche Auswirkungen Begeisterung auf die Wirtschaftlichkeit hat
- In einen guten wirtschaftlichen Bereich kommt man nur, wenn man vom Kunden aus denkt.
Wann eine Organisationsstruktur begeistert
An der Sollbruchstelle wird sich jedes Problem aus der Pflegeorganisation Bahn brechen. Die Sollbruchstelle ist da, wo die direkte Arbeit an der Basis erbracht wird. Zwischen Pflegekunden, deren Angehörigen und den Pflegenden. Alle Erwartungen treffen dort zusammen. Das ist der „Meltingpot“ (Schmelztiegel). Wenn das System zusammenbricht, bricht es dort zuerst. Die Pflegeorganisation muss von diesem Punkt aus gestaltet werden.
Die fünf wichtigsten Punkte für begeisterte Mitarbeitende in der ambulanten Pflege
-
Die Kultur die man im Team haben will muss von der Führung vorgelebt werden.
-
Wertschätzung der Menschen ist ein wichtiger Bestandteil der Kultur.
-
Die Mitarbeitenden da einsetzen wo sie für den Pflegebedürftigen maximal wirksam sind. Das ist unser Antrieb!!!
-
Sich darüber bewusst sein, dass jeder Mensch (auch die Leitung selbst) Restriktionen hat oder limitiert ist. Bei Irritationen sind Fragen und Antworten an der Tagesordnung um verstehen zu können.
-
Feedback stärkt!
Übrigens haben wir das Interview im April geführt. Jetzt ist November und Janosch ist immer noch begeistert dabei. Zurzeit studiert er berufsbegleitend Sozialwirtschaft und soziale Arbeit am FH Campus in Wien. Er sagt falls dir Menschen begegnen die nicht wissen, wie sie sich weiterqualifizieren sollen aber grundsätzlich als Führungskraft im sozialen Bereich arbeiten möchten, dann ist das eine Top Adresse!
Ich wünsche mir, dass Dir Deine eigene Begeisterung für den Pflegeberuf immer ganz nah und spürbar ist.
Wenn Du jetzt Lust bekommen hast, die nächsten Folgen zu hören, dann abonniere den Podcast.
Noch etwas: Bitte sei bei meiner Nikolaus-Verlosung am 6. Dezember 2016 um 20:00 Uhr bei facebook dabei. Alle, die mir bis zum 30. November eine Bewertung auf iTunes, per Mail, in facebook oder auf meiner Webseite hinterlassen, haben die Chance auf einen Gewinn!
Also bis bald. Ich freue mich, wenn Du auch beim nächsten Mal wieder dabei bist.
Deine Claudia, Claudia Henrichs
Entscheide Dich jetzt für einen Aspekt aus dieser Folge, der in Dir etwas ausgelöst hat. Nur einen. Und dann überleg Dir, was Du konkret tun kannst, um dieses Thema in Deinem Team einzuführen. Auf Deine Art!
Zum Beispiel. Wenn Dir der Gedanke „Ich weiß, was meine Mitarbeitenden antreibt“ gefallen hat, dann überlege Dir ganz konkrete Schritte, wie Du zu diesem Wissen kommst.
Wie schon in der letzten Folge, ein paar Worte zum Action Step. Damit Du so viel wie möglich von jeder Podcast-Episode hast, gibt es immer einen Vorschlag von mir, den Action Step, den Du ausprobieren kannst.
Eine gute Idee ist auch, dass Du Dir ein Heft oder eine Mappe zum Podcast anlegst und Dir zu jeder Folge den für Dich wichtigsten Impuls einträgst. Nur einen einzigen pro Folge. Und dann lass Dich jeden Tag von Deinem Impuls begleiten. Es reicht schon, wenn Du 1x, am besten immer zu einem festen Zeitpunkt am Tag kurz an Deinen Impuls denkst. Also zum Beispiel bei der ersten Tasse Kaffee oder während der Fahrt zum Dienst oder während Du abends die Zähne putzt.