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Im Strudel der negativen Nachrichten! Interview mit Dr. Franz Hütter (2)

Positivität ist eine harte Wissenschaft

Nein, es ist harte Wissenschaft. Ich kann das Buch von Axel Korb empfehlen: Die Aufwärtsspirale gegen Depression. Es ist harte Wissenschaft, dass diese Dankbarkeits-Gedanken und Dankbarkeits-Rituale Veränderungen in der Biochemie des Gehirns bewirken und damit langfristig in der Neuroplastizität. Dass ich weg komme von der dauernden Über-Aktivierung meiner Alarmknöpfe und eher hinkomme Richtung, Motivationszentren.

 

Das Ritual ist, jeden Abend drei, vier Punkte aufschreiben. Was ist gut gelaufen? Was habe ich gut gemacht? Wofür bin ich dankbar?

 

Warum stinkt Eigenlob?

Claudia:

Ich würde gerne noch einmal auf das Selbstwertgefühl zurückkommen. Die Kaffeeküche fällt mir dazu ein. Ist es nicht so, dass wir deswegen auch gerne die Opfer-Geschichten oder die Horrorgeschichten erzählen, weil ich damit auch das Bedürfnis stillen möchte, dass andere mich dann Bedauern? Und dass es eher in unserer Gesellschaft so negativ angesehen wird, wenn ich mich jetzt in die Kaffeeküche stellen würde und erzähle, was mir Tolles passiert ist, was ich Tolles geschafft habe.

In einem bestimmten Workshop frage ich relativ zu Beginn:

„Worauf bin ich stolz?“

Dieses stolz sein auf mich selbst, kommt bei ganz vielen gar nicht so gut an. Womit hat das etwas was zu tun?

 

Franz:

Das ist tatsächlich sehr stark kulturell bedingt.

Da giltst Du dann gleich so als amerikanisch. Wir haben kulturell bedingt auf der einen Seite ein sehr starkes Leistungsethos.  Max Webers protestantische Arbeitsmoral. Und zum anderen eine ganz große Abneigung gegenüber Maulhelden, Blendern und so weiter. Richtige wissenschaftliche Erklärung habe ich nicht. Meine persönliche Erklärung ist, dass wir mal in einer Zeit unserer Geschichte ganz furchtbares Leid erfahren und verursacht haben durch Maulhelden und Blender, die noch dazu bitterböse waren. Und das wir da, kulturell und geschichtlich bedingt, eine gewisse Vorsicht haben. Die ist auch nicht schlecht.

 

Ich möchte jetzt auch nicht dafür plädieren, immer eine rosarote Brille aufzusetzen, alles cool finden, was nicht cool ist. Das ist Unsinn. Das führt nicht weiter. Ich möchte auch nicht die Leute unterstützen, die prahlerisch, ohne Beweis ohne Substanz dahinter, das Vakuum im eigenen Kopf als Verdienst verkaufen. Damit kann man vielleicht amerikanischer Präsident werden, aber hier eigentlich kein Blumentopf gewinnen.

 

Das heißt, ich glaube, dass es darum geht, Dinge herauszupicken, die wirklich passiert sind. Faktische Dinge. Zum Beispiel: "Ich habe mich riesig darüber gefreut, dass mir das gelungen ist. Ich hätte mich schon fast nicht getraut, weil es ja doch eine ganz schön komplizierte Sache. Aber es hat diesmal geklappt!“ und dann andere einladen sich mitzufreuen.

 

Hohe Erwartungen an mich selbst, schwächen meine Konten

Claudia:

Ja, und ich mache es sogar noch ein bisschen kleiner. Selbst wenn der Tag komplett rund gelaufen ist und ich normalerweise sagen würde: „War doch nichts Besonderes!“ Eben auch nochmal bewusst darüber nachzudenken. Welche meiner wunderbaren Eigenschaften und Fähigkeiten dazu geführt haben, dass der Tag heute rund gelaufen ist.

Franz:

Genau! Und dazu hilft auch die Einsicht, dass gerade die Schlauen und Guten, Erfolge oft ausblenden, weil unser Belohnungssystem im Gehirn auf Dinge reagiert, die besser gelaufen sind als erwartet. Wenn ich aber ohnehin schon hohe Erwartungen an mich habe, dann hast du die Leute, die sagen: „Das ist ganz normal, das ist bei mir Arbeit!“ Was zwar toll bescheiden rüberkommt, es fehlt aber sozusagen auf dem Selbstwertkonto und damit auf dem Gesundheitskonto und Leistungskonto der Person, die es betrifft.

 

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Führungsaufgabe: Positive Rückmeldungen geben

Das kann auch Führungsaufgabe sein. Ein Gespräch zu führen. Nicht nur, wenn es etwas zu kritisieren gibt, sondern auch, wenn es etwas Positives zurückzumelden gibt und das wirklich zu verstärken. Die betreffende Person auch mit sanftem Druck dazu zu zwingen, selbst anzuerkennen, dass sie etwas geleistet hat.

Claudia:

Und ich formuliere das häufig so, dass ich sage: „Das mag jetzt für dich völlig normal gewesen sein. Ich möchte trotzdem sagen, was das für ein wertvoller Beitrag gewesen ist, dass du das ganze Team von deinen Erkenntnissen aus der Fortbildung hast profitieren lassen!“

  

Zusammenfassung

  • Wenn wir uns mit stärkenden Gedanken beschäftigen, auch in der Krise wahrnehmen, welche positiven Auswirkungen sichtbar werden,
  • wenn wir uns täglich bewusst machen, welche positiven Fähigkeiten und Eigenschaften ich habe und was mir heute gut gelungen ist
  • dann führt das dazu, dass ein bestimmter wichtiger neuronaler Bereich im Gehirn sich besser verknüpft und eher wächst.
  • Die Folge ist, dass mein Selbstwertgefühl wächst. Resilienz (Widerstandskraft) und Gesundheit wird gestärkt. Negative Nachrichten können uns so schnell nicht umhauen oder werden gelassener eingeordnet.

 

 

Schau Dir an, wie es im inneren des Webinar-Kurses: "Überzeugende Kundengespräche führen" aussieht und gib mir eine Rückmeldung dazu, wie spannend Du die Inhalte findest!

 

Bis zum nächsten Mal.

Deine Claudia  

 

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